Splash


Splash ist im Juni 2008 über die Regenbogenbrücke gegangen. Dennoch möchte ich die anschliessenden Sätze so belassen, wie sie zu Splashs lebzeiten geschrieben wurden. In memoria an diesen tollen - nicht immer einfachen - Hund, dank dem ich so viel lernen durfte.

An Seminaren werde ich immer wieder gefragt, wie es möglich ist, dass Splash derart begeistert mitarbeitet und auf jedes noch so kleine Zeichen von mir reagiert. Was alles so spielend leicht und selbstverständlich aussah, war das Resultat eines langen, steinigen und bis heute nicht immer erklärbaren Weges.

Ich möchte hier versuchen, einige Stationen dieses Weges genauer zu schildern.

Splash kam mit zehn Wochen aus England in einem erbärmlichen Zustand zu mir: völlig verwurmt und mager. Es verging eine ganze Weile, bis ich ihn gesundheitlich wieder aufgepäppelt hatte. Ich versuchte in dieser Zeit, so viel als möglich an Prägung nachzuholen, immer im Wissen, dass dies nur begrenzt möglich ist.

Es war eine spannende Zeit: Ich sah, wie ein (nach unseren Massstäben) ungeprägter Hund lernte, mit seiner neuen Umwelt umzugehen. Heute, acht Jahre später, ist Splash ein freundlicher, hochsozialer und umgänglicher Rüde; entgegen sämtlicher Voraussagen.

Ich erlebte deutlich, dass Prägung nur ein Teil eines Hundelebens ausmacht.

Ein wichtiger Teil bringt der Hund auch bereits mit: Seine Strategien, mit Schwierigkeiten umzugehen. Dennoch gibt es immer wieder Alltagssituationen in denen seine Aufzuchtart deutlich wird: Ein Plastiksack in der Wiese und Splash braucht eine ganze Weile, bis er sich diesem „Gespenst“ annähern kann.

Ich begann mit Splash im Hundesport nach der motivativen Methode zu arbeiten, was nicht immer ganz einfach war, da er einerseits sehr schnell verknüpft, anderseits genauso schnell hilflos wird, wenn ihm irgendwo eine Hilfe fehlte. Ich förderte seine Apportieranlagen bewusst sehr stark und begann auch mit der Ausbildung in der Sparte Sanität.

Splash zeigte im Wald eine hochkarätige Arbeit, war unglaublich führig, lauffreudig und zeigte, wozu eine Stöbernase alles fähig ist. Als wir in der Klasse drei waren, kam ein jäher – und zu dieser Zeit völlig überraschender – Einbruch: Splash blockierte völlig und war nicht mehr in der Lage, seine gewohnte Arbeit zu zeigen.

Erst nach wochenlangem Rekonstruieren und mit Hilfe der Lerntheorie – wir hatten vor einiger Zeit begonnen, uns intensiv mit der operanten Ausbildungsmethode auseinanderzusetzen – wurde uns bewusst, dass uns Splash einen gravierenden Ausbildungsfehler vor Augen führte.

Dank Splash und seiner Art, mit Unklarheiten bei der Ausbildung umzugehen – nämlich mit einer vollkommenen Blockade – war ich „gezwungen“, mir unglaublich viele Gedanken zur Ausbildungsart zu machen. Und der Merksatz „Sie lernen immer etwas, die Frage ist nur was“ bereitete mir mehr als eine schlaflose Nacht. Splash hat uns überdeutlich gezeigt, wo die Tücken der motivativen Ausbildungsmethode liegen.

Dank diesem Hund konnte Kurt – der Labrador meines Vaters – profitieren: Er kam in den Genuss, von Anfang an operant ausgebildet zu werden. Und an der Schweizermeisterschaft in diesem Jahr in Mendrisio durften wir ernten: Milos und Kurt erreichten in der Sparte Sanität den dritten Platz!

Ich begann mit Splash intensiv zu Clickern und heute arbeitet er fröhlich und konzentriert mit. Seine hohe Abhängigkeit von mir und seine Blockaden hat er behalten. Nur kann ich heute besser damit umgehen und erkenne früher, wenn er sich in eine Sackgasse manövriert.

Und Splash hat durch das operante Arbeiten eine höhere Selbständigkeit erreicht, so dass er bei Schwierigkeiten nicht mehr so schnell aufgibt.

Splash ist ein wunderbarer – wenn auch nicht einfacher – Hund. Es vergeht kein Tag, an dem er mich nicht zum Lachen bringt, er ist ein unglaublicher Clown. Und dank ihm durfte ich lernen, wie Lernen funktioniert.

Das Jahr 2007 war und ist ein schwieriges Jahr für Splash: Er kämpft mit grossen gesundheitlichen Problemen, die wir bis heute nicht richtig fassen können. Alle zwei, drei Monate brütet er einen neuen Infekt aus. Einige der Schwierigkeiten glauben wir im Griff zu haben, andere können wir nach wie vor nicht einordnen.

Seit einiger Zeit weiss ich auch, dass Splash einen Tumor hat. Ich geniesse die Zeit mit ihm, wann immer ich nur kann und versuche, ihm so viel Spass wie möglich im Alltag zu bieten. Wir sind traurig.

Splash ist im Juni 2008 über die Regenbogenbrücke gegangen. Er hatte noch ein tolles halbes Jahr ohne Operationen und Einschränkungen.

Nach einem wunderbaren Tag mit einer längeren Wanderung brach in der anschliessenden Nacht der Tumor auf und Splash durfte in meinen Armen, neben Ylva, in seinem geliebten Auto einschlafen. Ein toller Hund hat mich verlassen, der jedoch aufgrund seiner Veranlagung kein einfaches Leben hatte.